Sichere Häfen für ihr Geld. Sprachverwirrung macht es nicht einfacher.

Bantleon ist als Investmentfondsgesellschaft bei Privatanlegern wahrscheinlich weniger bekannt. Immerhin verwaltet sie aber für institutionelle und zum kleineren Teil für private Anleger 5,8 Milliarden € (1).

Selbst Banken und Versicherungen sowie Versorgungswerke vertrauen Bantleon Teile ihrer Gelder an (1). Unter anderem ist diese Gesellschaft als Spezialist für Anleihen – auch  festverzinsliche Wertpapiere oder Renten genannt – bekannt. Unter anderem deshalb schauen wir uns auch immer wieder deren Investmentfonds an, wenn der Kunde oder wir meinen, dass sie eine interessante Depotmischung darstellen könnten. (Im Moment ist es allerdings so eine Sache…)

Nichtsdestotrotz hat uns folgende Überschrift neugierig gemacht:

Bantleon: Wie sicher sind „sichere Häfen“?

Hier stellt der Chefökonom von Bantleon Betrachtungen zur Entwicklung deutscher Staatsanleihen an. Unter seiner Einschätzung, dass die europäische Zentralbank im nächsten Jahr nicht mehr eine so lockere Geldpolitik wie bisher betreiben wird, ist die Folgerung naheliegend, dass im nächsten Jahr diese Papiere an Wert verlieren zunächst einmal naheliegend. Wenn Zinsen steigen, werden „alte“ festverzinsliche Wertpapiere (und dazu gehören eben auch Staatsanleihen) weniger lukrativ. Anleger bezahlen für diese laufenden Papiere weniger Geld, weil gleichwertige neue Papiere höhere Zinsen erwirtschaften. Intuitiv ist dies für Privatanleger nicht immer sofort greifbar. Kurz und prägnant erklären wir die Funktionsweise in einem White Paper, welches Sie kosten los von unserer Homepage runterladen können: FORAIM-mehr wissen . In einem solchen Fall würde nach Ansicht des Chefökonom Daniel Hartmann gelten: „Damit wären die Papiere auch für jene Investoren, die sie trotz allem im Depot behalten wollen, kaum noch ein „sicherer Hafen“ (2).“

Und hier setzt unserer Meinung nach die Sprachverwirrung an, denn was würde der typische Anleger eigentlich als sicheren Hafen bezeichnen? Auf Twitter haben wir versucht dies mit einer Analogie darzustellen:

Kann man wirklich eine Anlage, die aufgrund Grund ganz bestimmter Marktkonstellation quasi natürlicherweise im Kurswert verlieren, nicht mehr als sicheren Hafen bezeichnen? Nahezu keine Geldanlage mit Ausnahme von Tagesgeldern oder ähnlichem weisen jeden Tag den gleichen Kurs/Wert auf. Einige Anlagen schwanken stärker, andere Anlagen erfahrungsgemäß weniger stark. In diesem Sinne gibt es überhaupt keine sicheren Häfen. Wie unsere Analogie in dem oben genannten Tweet aber zeigt, sollte man den Begriff sicherer Hafen eher für Extremsituation verwenden. Und in Extremsituation haben Staatsanleihen von Staaten mit guter Bonität bisher immer ihre Stärke bewiesen. In solchen Situation suchen Anleger im eigentlichen Sinne sichere Häfen.

Ganz am Ende des Artikels von Bantleon wird diese Sichtweise einmal ansatzweise übernommen: „Auf kurze Sicht könnte es allerdings doch noch einmal eine Fluchtbewegung in „sichere Häfen“ geben, sagt Hartmann: Falls der Handelskrieg zwischen China und den USA Anfang 2020 noch einmal eskaliert“. Allerdings wenn Sie diesen Satz genau lesen, stellt eine solche Situation immer noch keine Extremsituation dar. Insgesamt wird damit der echte Nutzen von Staatsanleihen in einem Anlagedepot wohl nicht ausreichend dargestellt.

Eine Entscheidung ist sicherlich weder für den Anleger noch für einen Berater einfach zu treffen.

Quellen:

(1) Unter anderem aus Wikipedia

(2) FONDS professionell Online, 17.12.2019 Bantleon: Wie sicher sind „sichere Häfen“?