Offener Immobilienfonds nimmt wieder Gelder an – Hintergründe


Was ein Cash-Call und ein Cash-Stop ist, und wie Anleger in Offenen Immobilienfonds diese Instrumente interpretieren können, zeigt dieser Beitrag.


Es ist zuweilen gar nicht so einfach für Anleger ihr Geld einem Fondsmanager mit der Intention zu überlassen, eine gute Rendite zu erwirtschaften. Jedenfalls dann, wenn es sich um Offene Immobilienfonds handelt. Zuweilen muss man schon warten, bis der Cash-Call ausgerufen wird. Cash-Call bedeutet, dass der Fonds wieder Geld vom Anleger annimmt. Der Cash-Call wird ausgerufen, wenn der Cash-Stop endet. Ruft ein Investmentfonds ein  Cash-Stop aus, so können Sparer und Anleger nicht mehr auf regulärem Weg in diesen Fonds investieren. Sie kommen nicht mehr rein, der Weg aus diesem Fonds auszusteigen wird dabei allerdings nicht versperrt. Cash-Stops sind kein typisches Phänomen von Offenen Immobilienfonds, finden sich dort allerdings in letzter Zeit häufiger.

Einer der Fonds, die mit Cash-Calls und Cash-Stops arbeiten, ist der unserer Meinung nach etwas zu wenig Beachtung findende Fonds FOKUS WOHNEN DEUTSCHLAND. Aktuell heißt es auf der Webseite noch:

Aber voraussichtlich im September dieses Jahres wird der Fonds wieder neue Gelder annehmen. Zeit, also um sich näher damit zu befassen, weshalb Fonds bewusst die Strategie von Cash-Calls und Cash-Stops nutzen und ob sich daraus Vorteile für den Anleger ergeben können.

Warum rufen Fondsmanager ein Cash-Stop aus und verzichten freiwillig auf zusätzliche Geldzuflüsse?

Zunächst scheint dies unverständlich, denn in der Regel verdient die Investmentfondsgesellschaft an jedem Euro, der ihr zufließt. Im Regelfall erfolgt ein Cash-Stop im Interesse des Anlegers, der mit dem von ihm gewählten Investmentfonds eine in der jeweiligen Anlageklasse gute und möglichst überdurchschnittliche Rendite erwirtschaften möchte. Dies aber ist zumindest dann nicht möglich, wenn sich kein geeignetes Anlageprodukt findet. Wenn als ein Offener Immobilienfonds keine Immobilie findet, die den Anforderungen des Fondsmanagement entspricht. Der Fonds könnte zwar das ihm zufließende Geld, wenn er kein Cash-Stop ausrufen würde, in kurzlaufende festverzinsliche Papiere oder bei der Bank anlegen, um „zuzuschlagen“ wenn eine „tolle“ Immobilie auf den Markt kommt. Aber:

  • bis dahin verzinst sich das geparkte Geld kaum oder gar nicht, oder es fallen sogar Negativzinsen an, die dann die Rendite des gesamten Fonds verschlechtern
  • bevor eine Immobilie gekauft wird, bedarf die Prüfung dieser Immobilie Zeit
  • und wenn der Fonds eine neu zu bauende Immobilie erwirbt, muss er diese meist nicht vor Fertigstellung bezahlen, sondern in einzelnen Raten entsprechend des Baufortschritts

Insoweit kann ein Cash-Stop tatsächlich im Sinne der Sparer sein, wenn diese schon in dem Fonds investiert sind. Diejenigen, die dort vor dem Cash-Stop noch nicht ihr Geld angelegt haben, dies aber gern getan hätten, schauen dann „in die Röhre“. Eine Ausnahme wäre der Kauf über die Börse. In der Vergangenheit wurden aber einige für neues Geld geschlossene Fonds an der Börse über den regulären Kurs gehandelt.

Allerdings: Sie sollten nicht zwangsläufig darauf schließen, dass ein Fonds, der einen Cash-Stop ausruft, in Folge mit einer überdurchschnittlichen Rendite besticht. Dazu bedarf es mehr, als nur darauf zu verzichten, unverzinstes Geld zu parken. Ein klares eindeutiges „wenn (Cash-Stop), dann … (mehr Rendite) “ gibt es in der Ökonomie und bei Geldanlagen so gut wie nie. Ein Cash-Stop für den Fall, dass eine neu zu erwerbende Immobilie nicht in einer Summe bezahlt werden muss, könnte sogar zu Verlusten führen, wenn ein Ende des Cash-Stops vor der nächste Rate nicht dazu führen würde, dass genügend neues Geld zufließt. Aktuell erscheint dies aber bei Offenen Immobilienfonds eher unwahrscheinlich. Nur auch hier wieder der Hinweis: Egal wie hoch eine Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses ist, ein Ereignis kann immer eintreten oder eben nicht eintreten.

Wichtig ist es also sich eingehend mit den Besonderheiten offener Immobilienfonds zu befassen. Und natürlich gilt es auch bei Offenen Immobilienfonds – wie bei Geldanlagen generell – zu diversifizieren. Also, dann wenn die Entscheidung für diese Fondsart gefallen ist, nicht alles Geld in einen Fonds zu investieren, sondern mehrere Fonds kaufen. Diese Strategie wird übrigens auch in unserem Musterdepot OIF – Offene Immobilienfonds verfolgt.

Hinweis und Risikohinweis: Dieser Beitrag stellt keine Empfehlung zum Kauf der genannten Fonds dar. Interessierte Anleger sollten sich von einem Berater ihrer Wahl dazu ausführlich beraten lassen. Offene Immobilienfonds sind nicht für jede/n Anleger/In geeignet. Auch mit Offenen Immobilienfonds sind hohe Verluste möglich, zudem gibt es Mindesthaltefristen und die Rückgabe von Anteilen könnte in Zukunft ausgeschlossen werden. In diesem Fall kämen Anleger/innen nicht mehr an ihr Geld (Eine mögliche Ausnahme könnte der Handel über die Börse sein).