Mit Aktien kann man immer Geld verdienen, ist das so?

Wir haben zwar den Begriff Aktien gewählt, betrachten aber im folgende die Anlageform für Aktien, die die überwiegende Zahl der Aktienanleger wählen, also Aktieninvestmentfonds.

„Immer“ ist hier das zentrale Wort. Aktien können tatsächlich hohe Renditen erbringen, die Kehrseite sind die möglichen Verluste. Und in einem solchen Fall müssen zuweilen viele Jahre vergehen, bis Sie plötzliche Verluste wieder hereingeholt haben. Nur auf Aktien zu setzen, wäre besonders fatal, wenn Sie in den Verlustphasen Geld benötigen. Dann realisieren Sie tatsächlich Verluste und Sie können nicht von der langfristigen Überlegenheit einer Aktienanlage profitieren. Bevor Sie also den Auguren Glauben schenken, die behaupten, dass eine Anlage in Aktien immer vorteilhaft sei, sollten Sie die folgenden Zahlen betrachten.

Mit welchen zwischenzeitlichen Verlusten müssen Sie kalkulieren?

Die bei einer Anlage in Aktien oder Aktienfonds zwischenzeitlich entstehenden Verluste werden mit dem Fachbegriff „Maximaler Draw Down“ bezeichnet. Für viele Anleger sind schon Verluste über 25% schmerzhaft, aber diese betrachten wir an dieser Stelle erst gar nicht. Stattdessen haben wir ausgewertet, bei wie vielen Aktienfonds in den vergangenen 10 Jahren Verluste von mehr als 75% und Verluste von mehr als 50% entstanden sind. Dabei sollten Sie beachten, dass diese vergangenen 10 Jahre nicht den großen Crash von 2008 einschließen. Unsere Auswertung zeigt, dass die Anzahl der Aktienfonds mit weniger als 10% zwischenzeitlichen Verlusten deutlich geringer ist als die Anzahl der Fonds mit mehr als 50% zwischenzeitlichen Verlusten (Draw Down). Es ist also deutlich wahrscheinlicher, sehr hohe als geringe Verluste zu machen.

Wie lange kann „immer“ dauern?

Nun ist die aktuelle Gesamtzahl aller Aktienfonds, die wir betrachtet haben, mit über 11.621 sehr groß, sodass 219 Fonds mit mehr als 50% Verlusten zunächst als eine kleine Anzahl erscheint. Aber die Zahl von über 11.000 Fonds täuscht, denn ein Großteil dieser Fonds besteht seit weniger als 10 Jahren. Außerdem sind sich viele dieser Fonds sehr ähnlich. Solche ähnlichen Fonds legen exakt gleich an. Sie unterscheiden sich lediglich dadurch, ob es sich um ausschüttende, thesaurierende, um Fondsvarianten für institutionelle oder private Anleger oder einige mehr nicht so wesentliche unterschiedliche Varianten handelt. Damit ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr hoher Verluste wesentlich höher als es auf den ersten Blick scheint.

Zudem sollte beachtet werden, dass es sehr lange dauern kann bis ein Fonds sein Verluste aufgeholt hat. Dazu haben wir einmal 30 Jahre zurückgeschaut:

  • 2 Fonds brauchten länger als 29 Jahre, um die Verluste wieder einzuholen
  • 17 Fonds brauchten länger als 15 Jahre, um die Verluste wieder einzuholen
  • 29 Fonds brauchten länger als 10 Jahre um die Verluste wieder einzuholen

Wenn Sie jetzt meinen, diese Fondsmanager „hätten es eben nicht gekonnt“, dann betrachten Sie einmal die Entwicklung eines Index, der die wichtigsten Aktienunternehmen der Welt abbildet. Hier hat es 14 Jahre gedauert, um die im September des Jahres 2000 entstandenen Verluste wieder aufzuholen:

Wir wollen Sie mit diesen Ausführungen keineswegs davon abhalten, in Aktien bzw. Aktienfonds zu investieren, denn natürlich haben Sie damit auch gute Renditechancen. Wir möchten Sie aber darauf hinweisen, dass die in den Medien immer wieder geäußerte Aussage „Mit Aktien können Sie langfristig immer verdienen“ bei der eigenen Anlageentscheidung doch mit Vorsicht zu betrachten ist. Denn wer verbindet die Aussage „immer“ schon mit einer Dauer von bis zu 15 Jahren?

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