Kommentar zur Finanzwelt: Auf Sicht fahren oder in den Rückspiegel schauen?

„Auf Sicht fahren“. Das ist das Motto vieler Politiker in Zeiten der Corona-Krise. Und wir sind fast versucht, dies auch in Hinblick auf die Finanzmärkte und Geldanlagen zu sagen. Man sollte aber in Hinblick auf Geldanlagen den Begriff „auf Sicht fahren“ vorsichtig verwenden. In der Vor-Corona-Zeit wurde nämlich genau genommen, nicht einmal „auf Sicht gefahren“, sondern es wurde nur mit „Blick in den Rückspiegel“ gefahren:

  • Aktien seien immer die beste Anlage
  • „Geld drucken“ hat schon immer zur Inflation geführt und so wird es auch in Zukunft sein (Hmm, die Jahre nach 2008/9 waren also keine Zukunft)
  • und eine gute Mischung von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren stabilisiert das Depot.

Hinter der letzten Aussage steht, dass Aktien und Renten (festverzinsliche Anlagen) nicht korrelieren. Sie entwickeln sich gegenläufig. Wenn die Kurse der Aktien fallen, ziehen die Anleger das Geld dort ab und legen es in „sichere“ festverzinsliche Wertpapiere an. Nun, schon in den letzten Jahren stimmte dies zumindest über einige Monate hinweg nicht. Unsere Kunden können sich hier vielleicht noch an verschiedene Berichte zu deren Depots erinnern. Über einen längeren Zeitraum betrachtet war die Aussage zur gegenläufigen Entwicklung von Aktien und Renten allerdings richtig. Im Rückblick eines erfahrenen Rentenfondsmanager galt diese Aussage sogar über einen Zeitraum von 39 Jahren, und dann … wachte er auf: „Die schlimmsten Tage meiner 39 Jahre Markterfahrung“. In dem so titulierten Artikel wird anschaulich beschrieben, wie zeitgleich mit den Aktien auch Staatsanleihen (die sicheren Häfen) massiv an Wert verloren haben:

„Doch nach einem kurzen Aufatmen brach die Hölle erst richtig los. Eine Kombination aus weiteren massiven Anleihenverkäufen zur Risikoreduktion, der Realisierung dessen, was der globalen Wirtschaft angesichts des Stillstands bevorsteht, verbunden mit Schätzungen zur Höhe der Fremdfinanzierung, die für die massiven globalen fiskalischen Anreize erforderlich ist, brachte den Anleihenmarkt effektiv zum Erliegen.“

Und wir?

Um unsere Empfehlungen zu treffen, schauen wir nur bedingt in den Rückspiegel. Denn naturgemäss gibt der Rückspiegel nur einen kleinen Ausschnitt der Welt wieder. Die Vergangenheit als Basis für künftige Entscheidungen zu nehmen, wäre nur dann erfolgsversprechend, wenn all die Umstände, die zur Wertentwicklung (oder Verlusten)  einer Anlageklasse in einem betrachteten vergangenen Zeitraum geführt haben, auch für die  Zukunft gelten.

Also, wir schauen uns zunächst die Rahmenbedingungen an, die damals galten. Aber auch dann gilt es, zwischen Korrelation und Kausalität zu unterscheiden. Es geht zum Beispiel nicht darum, wie sich zu einer bestimmten Zeit Aktien entwickelt hatten, sondern was die genauen Gründe für die Entwicklung waren.

Aber auch diese Betrachtungsweise ist nur ein erster Schritt. Es gilt auch „einen weiten Blick“ zu haben, also mehr zu sehen als der „schmale Rückspiegel“ erlaubt. Dieser zeigt nur das, was uns die bekannten üblichen Medien bieten. Und diese bieten nur das an, was die Leser – vermeintlich-  lesen möchten. Um hier ein Beispiel  für unsere Fondsauswahl in Hinblick auf die nicht immer vorhandene gegenläufige Entwicklung von Aktien und Renten zu nennen: Wir suchen nach speziellen Anlagen in Form von Investmentfonds, die eben nicht direkt von der Entwicklung der Renten- und Aktienmärkte abhängen.

In der aktuellen Situation fahren wir natürlich auch etwas auf Sicht. Dies aber nicht aus Hilfslosigkeit, sondern um die Möglichkeit zu haben, schnell zu reagieren, wenn wir besondere Chancen sehen. Aktuell warten wir auf Chancen im Aktienmarkt. Wenn sich diese ergeben, muss aber schnell gehandelt werden können.  Wichtig für die Anleger ist, dass die entsprechende Depotlösungen frühzeitig angelegt sind und sich das Geld für künftige Umschichtung bereits dort in Anlagen befindet, die nicht verlustgefährdet sind. Fragen Sie uns dazu gerne.

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