Immobilienpreise: Wenn Ausländer nicht nur als Touristen kommen, sondern als Käufer

Nein, es ist keine typische deutsche Sichtweise, dass Immobilien als Vermögensschutz angesehen wird. Auch andere Nationalitäten schätzen diese Eigenschaft von Immobilien und zuweilen besonders von Immobilien in Deutschland. Und kaufen hier. Was natürlich auch Auswirkungen auf die Immobilienpreise hat. Je mehr Nachfrager es bei begrenztem Angebot gibt, umso höher und schneller steigen die Preise.

Zwar hat die Bundesbank noch für 2012 festgestellt, dass Ausländer nicht in großem Stil in Deutschland Häuser und Wohnungen kaufen, sondern im Jahr 2012 unterm Strich sogar Immobilien abgestoßen haben. So wurde damals nur für 700 Millionen Euro Immobilien gekauft und für 1.600 Millionen Euro Immobilien verkauft. Aber es wird selbst von der Bundsebank zu Vorsicht bei der Interpretation dieser Zahlen geraten, denn es werden wohl nicht alle Käufe erfasst (1). Und für Privatanleger fügen wir hinzu, dass in diesen Zahlen im Wesentlichen die Aktivitäten von ausländischem Großanleger erfasst

sind. Diese kaufen nicht eine Wohnung als Kapitalanlage, sondern häufig gleich mehrere Wohnblocks. Dies hat also nicht direkt Auswirkungen auf die Preisentwicklung einer vermieteten Eigentumswohnung, die sich ein Privatanleger zulegt oder zulegen möchte. Dennoch stehen deutsche Immobilienanleger auch im wieder in Konkurrenz mit ausländischen Privatanlegern, die in Deutschland klassische vermietete Eigentumswohnungen erwerben.

Allerdings hat sich dieser generelle negative (für deutsche Anleger positive) Trend seit 2012 wieder gedreht, zumindest was das gesamte Handelsvolumen betrifft. Betrug dieses noch 2012 36 Milliarden Euro, so hat es sich allein bis 2014 auf 52,7 Milliarden Euro erhöht. (2)

Das niedrige Zinsniveau hat also nicht nur deutsche Anleger veranlasst mehr in deutsche Immobilien zu investieren, sondern eben auch ausländische Anleger, vornehmlich aus dem europäischen Raum. Und es sind nicht nur Großanleger sondern auch „ganz normale“ Privatanleger.

Dabei hat eine Krise im Heimatland der Käufer zusätzlichen Einfluss auf den Wunsch, Immobilien in Deutschland zu kaufen. Dies haben wir selbst schon 2007/8 auf dem Berliner Wohnungsmarkt erlebt. Schaut man sich aktuell die politische Entwicklung in einigen Staaten Europas an, kann sich eine solche Situation durchaus wiederholen.

Neben niedrigen Zinsen und möglichen Krisen gibt es aber einen weiteren Grund, der für zusätzliche Nachfrage nach Immobilien von ausländischen Anlegern sprechen könnte. In Deutschland sind Immobilien vergleichsweise preiswert. Dies zeigt folgende Grafik. Deutsche müssen in Relation zu Ihrem Einkommen wesentlich weniger für Immobilien bezahlen als zum Beispiel Italiener, Franzosen und Spanier:

Nun kann man einwenden, dass bezogen auf die Gesamtzahl der gehandelten Eigentumswohnungen der Anteil ausländischer Käufe gering ist. Nach Aussagen der Deutschen Bundesbank machte er 2012 nur knapp ein halbes Prozent aller Immobilientransaktionen aus. Nur dies bezieht sich auf das gesamte Gebiet der Bundesrepublik. Private ausländische Käufer konzentrieren sich aber stark auf eine Stadt: Berlin! Dies ergibt sich unter anderem aus einer Studie der  Immobilienberatungsgesellschaft Frank Knight. Dass die Preise in Berlin um bis zu 20% gestiegen sind, liegt nach Aussage dieser Experten an der stabilen Wirtschaftslage, den niedrigen Arbeitslosenzahlen und einem robusten Interesse ausländischer Käufer (3). Ganz praktisch untermauert wird diese Aussage auch dadurch, dass ausländische Privatanleger im Internet fast nur nach Berlin schauen, denn 85% der im Ausland im Internet angebotenen Wohnungen liegen in Berlin (4).

Unter diesem Aspekt sind 0,5% des Immobilienhandelsvolumens der Ausländer in ganz Deutschland viel, wenn es sich stark auf Berlin konzentriert. Und es könnte mehr werden, wenn das Zinsniveau gering bleibt und falls die nächste Krise in einem europäischen Land kommt. So gesehen könnte Berlin als Immobilienstandort noch viel Potential haben.


(1) FAZ 18.3.2013 Ausländer stoßen deutsche Immobilien ab

(2) Nach einer Untersuchung von EY (früher Ernst & Young) veröffentlicht im Spiegel am 13.01.2015 

(3) Veröffentlicht in Focus Online am 31.07.2018

(4) Handelsblatt 13.04.2015 Wo ausländische Käufer in Deutschland zuschlagen