Geld regiert die Welt. Regieren Sie mit, wenn Sie Spar- und Anlageentscheidungen treffen – Nachhaltige und ethisch korrekte Geldanlagen

Um Ihnen das Thema der nachhaltigen, sozialen und ethischen Geldanlage etwas näher zu bringen, berichten wir vom Sustainability Congress, der am 5. September in Bonn stattfand.

Klimawandel und Nachhaltigkeit, beide sind wohl Themen, die uns noch lange begleiten werden. Dabei wird das eine Thema (Klimawandel) sehr schnell seine Auswirkungen zeigen können, während wir alle und unsere Gesellschaft mit dem anderen (Nachhaltigkeit) noch nicht unbedingt so fürchterlich weit sind.

Ein bedeutsamer Sektor hat allerdings reagiert und stellt inzwischen umfassende Angebote bereit, die die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandels  nicht nur berücksichtigen, sondern hier auch positive Auswirkungen haben werden (Impact Investing): Die Finanzwelt.

In der Eröffnungsrede fasste dies der ehemalige Bundesumweltminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel treffend zusammen (sinngemäß:)

Faszinierend sei es festzustellen, dass vor Jahren die Politik Treiber der Sustainability war und heute der Eindruck entsteht, dass die Finanzwelt Treiber der Politik ist.

Dies ist aus meiner Sicht natürlich nicht ganz korrekt, weil hierdurch in erster Linie natürlich die Teilnehmer aus der Finanzwelt an diesem Kongress positiv angesprochen werden sollten. Übersehen wird bei dieser Aussage über den Treiber zur Veränderung, dass wohl mehr Antrieb aus anderen Bereichen der Gesellschaft kommt, Stichwort Greta Thunberg.

Aber falsch ist die Aussage von Sigmar Gabriel nicht. Schon aus eigenem Interesse der Finanzanbieter und damit auch in Hinblick auf die Wünsche ihrer Kunden (Anleger) nach langfristiger Sicherheit und Rendite, werden immer mehr Möglichkeiten angeboten, um umweltgerecht, nachhaltig und ethisch korrekt zu sparen und anzulegen. Dies ist übrigens auch mit recht kleinen Anlagebeträgen möglich.

Fast jeder von uns kann somit also nicht nur mit seinem persönlichen Verhalten, Konsum, Demonstrationen und sonstigen Engagement etwas für den Zukunft unserer Welt tun, sondern auch dann wenn jeder sein  Spar- und Anlageverhalten entsprechend ausrichtet.

Dazu später in diesem Beitrag mit einigen Beispielen mehr.

Zunächst einige Aussagen von Sigmar Gabriel und anderen Teilnehmern des Kongresses. Diese entsprechen (fast naturgemäß, wenn man sich die Teilnehmer anschaut) nicht immer unbedingt einer reinen grünen Lehre. Wie sollte aber auch eine reine grüne Lehre durchsetzbar und möglich sein, wenn alle Maßnahmen gegen ein Fortschreiten des Klimawandels die ganze Welt betrifft und damit eine Vielzahl unterschiedlichster Individuen und sozialer Systeme.

Komplexität

Herr Gabriel wies darauf hin, dass schon auf der Konferenz von Rio dem Begriff Nachhaltigkeit unterschiedliche Bedeutung zugeordnet wurde. Während in Europa der Begriff Nachhaltigkeit im Wesentlichen auf die Umwelt bezogen war, sahen die Entwicklungsländer Schwerpunkte für eine nachhaltige Entwicklung im Bereich der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit. Forderung der westlichen Welt nach mehr nachhaltigen (in unserem Sinne) Verhalten wurden von Vertretern der Entwicklungsländer häufig dahingehend interpretiert, dass die westliche Welt mit ihren Forderungen die Wettbewerbsfähigkeit der Schwellenländer und Entwicklungsländer einschränken wollte. So lange kann Kolonialismus nachwirken.

Gerade aus dieser Sichtweise heraus, ist es aber bedeutsam, dass Europa eine Vorreiterrolle einnimmt. Natürlich können wir allein auf direktem Wege die Welt nicht retten, wenn allein wir unseren CO2 Ausstoß auf null reduzieren. Auf indirekten Weg kann dies aber der Anstoß dafür sein, dass auch weltweit der CO2 Ausstoß deutlich sinkt. Denn nur dann, wenn Europa es schafft klimaneutral zu leben und zu produzieren (ohne den Wohlstand zu senken, der ja mit einer durchaus gewissen Berechtigung von den armen Menschen dieser Welt angestrebt wird), wird den Entwicklungs- und Schwellenländern ein Weg gezeigt, dass es möglich ist den Klimawandel aufzuhalten, ohne dass deren Wunsch noch mehr Wohlstand hinten anstehen muss.

Deutschland ist in dieser Hinsicht leider noch nicht sonderlich weit, wie es der CIO der M.M. Warburg Bank Dr. Christian Jasperneite ausführte, denn wir haben die höchsten CO2 Vermeidungskosten der Welt. Wir als typisches Ingenieursland zeigen also ausgerechnet in diesem Bereich Ineffizienz.

Generelle Aussagen zum Thema Nachhaltigkeit und Geldanlagen

Um die Bereiche Umwelt, Soziales und entsprechend ausgerichtete Unternehmensführung (ESG-Kriterien) zu berücksichtigen, werden häufig  in den Investmentfonds häufig Ausschlusskriterien zugrunde gelegt. Dies bedeutet, dass zum Beispiel Unternehmen, die Waffen, Tabak o. ä. produzieren nicht in die entsprechenden Investmentfonds aufgenommen werden. Diese Vorgehensweise ist zwar grundsätzlich positiv, aber bei genauer Betrachtung rückwärtsgewandt. Aktiv auf eine positive Zukunft ausgerichtet ist daher eher ein „Impact-Investing“ verbunden mit „Engagement“.

Impact Investment definiert mehr oder weniger genaue Ziele, welche positiven Auswirkungen das Unternehmen und die Produkte des Unternehmens für die Zukunft haben sollten. Noch mehr kann erreicht werden, wenn das Fondsmanagement aktiv Einfluss auf die Unternehmenspolitik nimmt (Engagement).

Glaubt man an positive Auswirkungen von „Engagement“ und „Impact Investing“, so erfordert dies ein aktives Investment, welches das Gegensatz des passiven Investieren in Form von ETFs ist. Es gibt allerdings auch bei den ETFs inzwischen Fonds, die nach ESG Kriterien investieren. Generell muss nicht in jedem Fall muss passives Sparen und Anlegen weniger nachhaltig sein. So gibt es beispielsweise einen Investmentfonds (nicht ETF) der den World Challenge Index der Hamburg-Hannover-Börse abbildet.

Sehr wichtig scheint noch folgende Aussage von Herrn Jasperneite, wonach konsequent nachhaltiges Investieren einen gewissen Preis in Form von möglichen Liquiditätsverlusten und Einschränkungen bei der Diversifikation erfordert. So ist es in Hinblick auf eine sehr hohe Liquidität erforderlich in US Staatsanleihen zu investieren. Aufgrund der in den USA immer noch geltenden Todesstrafe erfüllen diese Anlagen aber keineswegs die ESG Kriterien. Im Hinblick auf die Diversifikation eines Anlageportfolios hat auch Gold seine Berechtigung. Betrachtet man aber die Art und Weise der Förderung von Gold, so ist festzuhalten, dass auch Gold keineswegs die ESG Kriterien erfüllt.

Einige Möglichkeiten zum nachhaltigen Sparen und Anlegen

Wichtig: Beachten Sie bitte die Hinweise am Schluss dieses Beitrags.

ESG-ETFs von iShares by Blackrock

iShares bietet ESG orientierte Investmentfonds mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten an. Unterschiedliche ETF-Gruppen berücksichtigen die ESG-Kriterien in unterschiedlichem Ausmaß. Dabei kommen sowohl Ausschlusskriterien zum Tragen, es wird zum Teil aber auch der Best-in-Class- Ansatz genutzt. Hier werden Unternehmen berücksichtigt, die in ihrer Branche die relativ besten Positionen einnehmen. Wie immer ist natürlich auch das Kleingedruckte zu beachten. Hier heißt es zum Beispiel zu ökologischen sozialen und Risiken die aus der Unternehmensführung stammen können, dass Unternehmen nur dann ausgeschlossen werden, wenn deren Aktivitäten einen bestimmten vom Indexanbieter festgelegten Schwellenwert übersteigen. Nicht jedem Anleger werden diese Einschränkungen genügen.

Ethisch-ökologische Mischfonds mit Ethik-Beirat

Volumenmäßig kleiner und beim Publikum noch wenig bekannt sind zwei Mischfonds der Schweizer Gesellschaft Hauck & Aufhäuser. Die H & A Prime Value Fonds beachten sowohl bestimmte Ausschlusskriterien, investieren aber zugleich auch nach Positivkriterien wie Verantwortungsverständnis, dem jeweiligen Angebot ausgewählter Produkte und Dienstleistungen, den Prozessen innerhalb des Unternehmens und außerhalb (zum Beispiel Lieferanten)  sowie dem Schutz natürlicher Ressourcen. Und dies alles mit bestimmten ethischen Anforderungen. Nun ist Ethik aber kein Begriff, der objektivierbar ist wie zum Beispiel ein Begriff aus der Mathematik. Und Ethik ist wahrhaftig nicht der Begriff, der automatisch mit Anbietern von Finanzdienstleistungen verbunden wird. Deshalb setzt dieser Investmentfonds auf ein unabhängiges Ethik-Komitee, welches mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichsten Bereichen besetzt ist.

Wie uns der Vertreter der Gesellschaft mitteilte, hat dieses Komitee ein Vetorecht bei Anlageentscheidung und tagt einmal monatlich. Die Tagung findet meist telefonisch statt. Eine besondere Transparenz ist dadurch gegeben, dass Anlageberater und größere Investoren sich zu dieser Konferenz zuschalten lassen können. Fällt unsere tiefergehende Analyse dieses Fonds positiv aus, werden wir dieses Angebot bestimmt wahrnehmen, um unseren Kunden eine noch bessere Entscheidungsgrundlage zu bieten. Eine solch tiefergehende Analyse erstreckt sich nicht nur vergangene Performancezahlen, was in diesem Fall besonders wichtig ist, weil nach einer schlechteren Wertentwicklung des Fonds in der Vergangenheit vor ca. anderthalb Jahren das Fondsmanagement gewechselt wurde.

Aktienfonds mit Fokus auf planetare Grenzen

Pictet hat auf Basis des aktuellen wissenschaftlichen Standes 9 planetare Grenzen definiert. Dazu gehören unter anderem Klimawandel, chemische Verschmutzung, Artenvielfalt, Wasserverbrauch und weiteres. In dem aktiv gemanagten Aktienfonds Pictet – Global Environmental Opportunities werden nur Unternehmen aufgenommen, die eine gewisse Reinheit in mindestens einem Bereich der 9 planetaren Grenzen aufweisen. Für streng ökologisch orientierte Anleger mag diese Definition etwas „weich“ erscheinen. Aus anderer Sicht scheint es aber besonders sinnvoll zu sein, in genau diese vom Fonds definierte Unternehmen zu investieren, um sie zu stärken. Denn die so definierten Unternehmen machen weltweit nur einen kleinen Anteil aus. Die Fondsgesellschaft Pictet gibt die  Anlagekapazität dieses Fonds mit nur 5 Milliarden US-$ an. Auch wenn die Anlagekapazität nicht die Marktkapitalisierung (Börsenwert alle Anteile) entspricht, so scheinen 5 Milliarden US-$ in Hinblick auf die gesamte Marktkapitalisierung aller Unternehmen doch sehr klein. Zum Vergleich: Im Juli 2018 betrug allein die Marktkapitalisierung der an der New Yorker Börse gelisteten Unternehmen 23.967 Milliarden US-$.

Auch Spezial-Fonds können ESG-Kriterien berücksichtigen

Insbesondere institutionelle Anleger greifen zur Abrundung ihrer Anlagedepots auch auf Fonds mit sehr speziellen Anlagestrategien zurück. Dies geschieht häufig aus Diversifikationsgründen. Zu solchen Fonds gehören zum Beispiel Fonds, die die Prämien aus Aktienoptionsgeschäften vereinnahmen. Bei Optionen, die zu der Gruppe von Derivaten gehören, denkt nun kaum jemand daran, dass diese Fonds ESG Kriterien erfüllen können. Nun vollumfänglich ist dies nicht möglich, aber in Teilen durchaus. Eine solche Strategie wird zum Beispiel in dem Warburg-Pax-Nachhaltig-Ertrag-Fonds abgebildet.

Transparent, weil Index-orientiert

Der WI Global Challenges Index-Fonds ist zwar kein ETF, wie die Bezeichnung Indexfonds vermuten lässt, orientiert sich bei seiner Anlage aber strikt an dem von der Hamburg-Hannover Börse aufgelegten Global Challenges Index, dessen aktuelle Zusammensetzung jederzeit im Internet verfolgt werden kann. Die Kriterien für die Unternehmen, die in diesem Index aufgenommen werden, sind klar definiert. Es werden nur Unternehmen aufgenommen, die sich der entsprechenden Verantwortung aktiv stellen und daran mitwirken, die verschiedenen globalen Herausforderungen zu bewältigen. Bei der Zusammenstellung des Index wurde auch erkannt, dass entsprechende Anstöße nicht nur durch Großunternehmen erfolgen. Deshalb berücksichtigt dieser Index auch kleinere kleine und mittlere Unternehmen.

Hinweis: Wir haben hier nur einige wenige Angebote zum nachhaltigen und ökologisch orientierten Sparen und Anlegen zusammengestellt. Wir geben damit keineswegs eine Anlageempfehlung und weisen darauf hin, dass alle hier genannten Fonds Risiken in unterschiedlichen Bereichen aufweisen können und zum Teil auch sehr hohe Verluste möglich sind. Diese kleine Auswahl soll aber Anregungen geben, um mit ihren Beratern über die entsprechenden Anlagemöglichkeiten zu diskutieren. Selbstverständlich können Sie auch jederzeit gerne einen unverbindlichen Beratungstermin mit uns vereinbaren.