(Fast) Alle Freiheit für den Fondsmanager. Sollte dies nicht ein gutes Ergebnis versprechen? Zur Entwicklung von Absolute Return-Fonds

Wer als Anleger nicht nur auf die maximale Rendite schaut, weil er nicht zugleich ein hohes bis sehr hohes Risiko tragen möchte, hat die Möglichkeit auf das Können und „Versprechen“ der Fondsmanager zu setzen, denen ein sehr großes Spektrum an Anlagemöglichkeiten offensteht. Frei nach dem Motto: Irgendeine Anlageklasse wird schon Gewinne machen, denn wenn einer mit seinen Geldanlagen verliert, müsste es doch auf der anderen Seite Gewinne geben. In diesem Fall könnte die Wahl auf einen Absolute Return Fonds fallen.  Frei übersetzt handelt es sich dabei um einen Investmentfonds, der innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums von meist 4 bis 5 Jahren, einen absolut positiven Ertrag erbringen soll.

Natürlich wünscht sich jeder Anleger von jeder Geldanlage innerhalb eines gewissen Zeitraums ein positives Ergebnis. Dies kann aber kein Fondsmanager versprechen, der zum Beispiel nur in Aktien investiert. Er kann nur darauf hinwirken ein möglichst gutes Ergebnis in diesem Markt zu erzielen. Wenn generell die Aktienmärkte ein deutliches Minus verzeichnen, wird er sich diesem Trend nicht entziehen können. Also „verspricht“ er auch nichts. Hier ist der Hinweis wichtig, dass natürlich auch kein Absolute Return Fondsmanager etwas im wörtlichen Sinne verspricht. Sagen wir also besser, statt ein Versprechen abzugeben nennt er ein Ziel.

Geldanlagen sind nun nicht nur in Form von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren (Renten) möglich, sondern in weit mehr Anlageklassen (zum Beispiel Rohstoffe, Immobilien, Private Equity und mehr). Dazu kommt, dass bei konventionellen Aktienfonds – und auch bei konventionellen Rentenfonds – üblicherweise nur „long“ angelegt wird. Man kauft in Erwartung positiver Wertentwicklungen. Es sind aber auch andere Anlagestrategien möglich. Wer zum Beispiel Aktien „short“ kauft, wird zum Beispiel dann einen positiven Wertzuwachs erzielen, wenn die Aktienkurse in den Keller gehen. In den meisten Fällen nutzt ein Manager eines Absolute Return Fonds diese Möglichkeiten. Und in der Vergangenheit waren die Ergebnisse auch ordentlich. Ein Grund dafür, dass sich in vielen Depots der Anleger auch solche Fonds finden. Die Fondsdatenbank FVBS führt unter der Anlageklasse Absolute Return Fonds insgesamt 651 Fonds auf. Dazu gehören so bekannte Fonds wie

  • DWS Concept Kaldemorgen
  • Sauren Absolute Return C
  • Invesco Balanced-Risk Allocation
  • Standard Life Global Absolute Return
  • und viele andere

Bei näherem Hinsehen sind es aber nicht so viele, wenn man berücksichtigt, dass viele Fonds aufgrund unterschiedlicher Merkmale (zum Beispiel „ausschüttend“ oder „thesaurierend“) mehrfach erscheinen. Dennoch ist die Anzahl beträchtlich. Zudem handelt es sich um einen boomenden Teilmarkt bezogen auf alle möglichen Anlagesegmente innerhalb der Investmentfonds. Börse-Online berichtete dazu im März diesen Jahres, dass das Fondsvolumen um knapp 5% zunahm. Zählt man zu den Absolute Return Fonds auch hedgefondsähnliche Anlagen dazu, handelte es sich sogar um das beste Jahr seit 2010 (1)

Die Nachfrage nach derartigen Fonds ist verständlich. Aktien beinhalten für viele Anleger zu viel Risiko. Das „klassische“ Gegenstück die Renten (festverzinslichen Wertpapiere) erbringen relativ wenig Zinsen und schlimmer noch, bei Zinssteigerungen könnten deutliche Verluste eintreten. Dann wir eben versucht über fast alle denkbaren Anlageklassen und Ertragsquellen Erträge zu erzielen und dabei das Risiko möglichst gering zu halten.

Allein, dies funktioniert in den letzten Jahren immer weniger.

Dazu haben wir die Kalenderjahresergebnisse von Aktienfonds und Absolute Return Fonds seit dem Jahr 2000 verglichen. Wichtig war uns bei der Betrachtung auch, ob Absolute Return Fonds auch dann Erträge erbrachten, wenn die Aktien ein Minus erwirtschaften. Dies deshalb, weil viele Anleger ein „Gegengewicht“ zu den Aktien haben möchten, um mögliche Verluste bei Aktien durch Gewinne anderer Anlagen zumindest etwas auszugleichen.

Seit 2012 gab es auf Monatsebene kein Jahr mehr, indem Absolute Return Fonds sich positiv entwickelten, wenn Aktienfonds ein negatives Monatsergebnis hatten. Anzumerken ist hierbei, dass wir nicht aktienorientierte oder am Rentenmarkt orientierte Absolute Return Fonds betrachtet haben. Aus oben genannten Gründen wollten wir Fonds betrachten, die von diesen klassischen Märkten möglichst wenig beeinflusst werden. 

Vor 2012 dagegen gab es häufiger eine gegenläufige Entwicklung und in Hinblick auf das meist deutlich geringere Risiko der Absolut Return Fonds recht ordentliche Renditen. Vor diesem Hintergrund und auch der schlechten Durchschnittsrenditen seit 2016 ist der Boom dieser Fondsklasse weniger zu verstehen.

Nun kann man anwenden, dass eine Monatsbetrachtung oder auch eine Jahresbetrachtung zu kurz für eineAussage sei. Denn in der Regel wird für Absolute Return Fonds eine Haltedauer von 4 bis 5 Jahren empfohlen. In der Vergangenheit zeigten die Fonds über diesen Zeitraum tatsächlich die gewünschten Ergebnisse. Dazu betrachten wir unterschiedliche rollierende Zeiträume. Eine Betrachtung von rollierenden Zeitraum zeigt die Entwicklungen der Fonds über den vorgegebenen Zeitraum für jeden Monatsbeginn innerhalb eines Jahres auf. Die folgenden Grafiken (Quelle FVBS) zeigen die Entwicklungen von Aktienfonds (blau) im Vergleich zu Absolute Return Fonds (rot).

Rollierende Anlagezeiträume über 4 Jahre

Abgesehen von den durch den Aktiencrash im Jahre 2000 geprägten Märkten, erreichten die Absolute Return Fonds (im Durchschnitt) ihre Ziele.

Rollierende Anlagezeiträume über 3 Jahre

Anders als bei der 4-Jahresbetrachtung stellt sich die Entwicklung der Absolute Return Fonds nicht mehr so positiv dar:

 

 

Das in den letzten Jahren negative Ergebnis der Absolute Return Fonds ist sicherlich auch auf das allgemein geringe Renditniveau zurückzuführen.Möglicherweise ist auch eine gewisse „Orientierungslosigkeit“ die Ursache. Damit meinen wir, dass in Zeiten eine anhaltenden Niedrigzinsniveaus althergebrachte Erklärungsansätze nur sehr bedingt taugen.

Weiter ist zu beachten, dass wir nur Durchschnittswerte betrachtet haben und es sehr unterschiedliche Anlagestrategien in diesem Bereich der Investmentfonds gibt. Es gibt also durchaus noch Ausnahmen in dieser Fondsklasse.

Wichtige Hinweise:

Dieser Beitrag stellt keine Anlageempfehlung dar. Ob, in welchem Umfang und in welchem Fonds ein Anleger investiert bleibt, neu investiert oder diesen Bereich verlässt, sollte der Anleger mit seinen Beratern klären. Wir möchten aber mit diesem Beitrag dahingehend sensilibisieren, vergangene Ergebnisse immer wieder neu vor geänderten wirtschaftlichen Hintergründen zu hinterfragen.

FORAIM in Hamburg ist Finanzanlagenvermittler und berät auch zu Investmentfonds (und vermittelt diese auch). Insoweit hat dieser Beitrag unter Umständen auch einen werblichen Charakter.


(1) Börse Online: Die Zahl der Absolute-Return-Fonds nahm 2017 um rund ein Drittel zu, das Volumen stieg um über 30 Prozent auf 261 Milliarden Euro